Rezensionen

Das sagen Teilnehmerinnen und Teilnehmer...

26. September 2019, Referat im Raiffeisen Unternehmerzentrum RUZ, Aarau West

von Peter Beeli, www.brandnewag.ch


Brainman. Gorilla. Hinterngriff.

 

Nach einem missglückten Vortrag zum Thema Marketing und Generation Z – im Gegensatz zu uns Alten wollten die arbeiten und seien kreativ – hastete der Beobachter ohne grössere Erwartungen ins RUZ nach Entfelden. Oft kommt ein Unglück ja nicht allein. Das Thema: Digital denken – analog leben liess einiges offen. Etwas in Verzug blieb nur ein Platz in der roten Zone. Zweitvorderste Reihe, linker Rand bedeutet Höchstgefahr, Teil der Show zu werden. Mittendrin statt nur dabei.


Dort steht er also. Wobei so stimmt das nicht: Meistens ist er ja in Bewegung, the brainman, aka André Huber. Erzählt von der Faszination Gehirn. Von der Nonne, die mit Demenz bis ins hohe Alter aktives Mitglied der klösterlichen Gemeinschaft war. Dann die Hypothese, dass die Menschen das Denken und die Erinnerung in Zukunft selber abschaffen, der Technologie überlassen. Bei vielen ist das Zukunftsszenario bereits Wirklichkeit, werden jetzt einige denken. Dann der Auftritt des Gorillas. Die Pässe dennoch richtig gezählt und bemerkt, dass eine Frau den Raum verlassen hat. Nicht in Wirklichkeit. Im Video. Für den Beobachter starker Hinweis auf erhöhte Multi-Tasking-Fähigkeit. Für the brainman Indiz, sich nicht richtig konzentrieren zu können. Sei dem, wies sei. Nur so viel ist klar: Edutainment at its best. Und das von einem geschätzten Babyboomer - und nicht Z-Generatiönler.


Und schon steht hastet er in eine andere Ecke, der Marathonmann. Rennen sei tatsächlich eine Möglichkeit, die eigene Kreativität zu steigern. Für ihn mag ja das zutreffen. Wenn man/frau jedoch von den schmerzenden Muskeln und Gelenken am anderweitigen Denken gehindert wird? Auch dafür hat der Referent die Lösung. Mal mit links schreiben. Eine Treppe rückwärts hinauf laufen. Aktiviert das Gehirn. Und die Lachreize der Beobachter. Auch darauf weist the brainman hin. Packungsbeilage inbegriffen: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihren Arzt oder André Huber.


Dann gilts ernst. Eine Übung. Nicht nur fürs Gehirn. Was folgt, sieht aus wie der Frühsport bei Turnvater Jahn. Aufstehen, nicht wegen der Stühle, die sind bequem. Berühren der Füsse, der Knie, Griff in die Hosentasche, an den Hintern. Bitte an den eigenen. Gürtel, Brust, Schulter, Hals und Haare. Leibes- und Gehirnertüchtigung. Aber bleiben wir auf dem Boden. Zum Fuss gehört eine absurde Geschichte um den Eiswürfel, eine Tanne und ein Poulet (ob die Geschichte in Deutschland (Brathähnchen) auch funktioniert?). Das Resultat. Die Besucher können sich Istanbul – das müssen Sie sich jetzt aber selber zusammensetzen – und neun weitere Hauptstädte ihrer Grösse nach merken. Wirklich cool gemacht. Nicht nur wegen dem Eis zwischen den Zehen. Und genügend Diskussionsstoff für den Apéro. Auch der besser als bei Generation Z.


Insgesamt also ein gelungener Abend mit tatsächlich hohem Erinnerungswert. Obschon: Sich die Einkaufsliste per Turnübung zu merken, sieht für den uneingeweihten Beobachter etwas blöd aus. Aber auch kein Problem: Die, die bei brainman waren, turnen an der Theke mit. Alle anderen haben es, bis sie draussen vor dem Laden stehen, eh schon wieder vergessen. Bleibt nur die Überwachungskamera. Aber auch die Daten werden ja regelmässig gelöscht.


Allein der Griff an den Hintern bleibt für immer eingebrannt. Honi soit qui mal y pense.

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